Biografie

2011 Anders ging es nicht…

 

Am 7. Oktober 2011 war es soweit, dass sich Pascal und Karsten zum ersten Mal in einem kleinen Kellerraum im Herzen von Kassel zum beschnuppern trafen.

 

„Wir kannten uns vom Sehen und wollten beide das Gleiche: Laut sein!“

Die Proberaumsituation war damals schon katastrophal: Ateliers werden abgerissen, Künstler werden vertrieben, die Salzmann-Factory steht kurz vor dem Abriss. Alles für die „Documenta“.

Diesem Umstand zum Trotze fand sich doch durch den Willen der beiden ein Raum. Es war ein kalter und kleiner Keller – immerhin gab es Strom, aber die Tür schloss nicht richtig und musste mit einer alten Matratze gedämmt werden. Oben drüber wohnte die schwerhörigste Frau des Hauses, aber auch sie war nicht taub. In dem Raum war es bedrückend eng und es war neben verstauten Winterklamotten und Kartoffeln nur Platz für zwei Leute im Schulterschluss. Seit diesem Tag treffen sich die beiden in regelmäßigen Abständen wieder. Schon damals wurden Fortschritte festgehalten – Anfangs mit einer Mini-DV-Kamera die von einem Kartoffelregal aus einige Zeit treue Dienste leistete.

 

Inspiration waren damals die Vorbilder aus Sodom und Accept zum einen und zum anderen Pearl Jam, Foo Fighters und Coheed and Cambria. Irgendwo in der Mitte fand sich für die Zwei Tool, mit denen beide etwas anfangen konnten. So entstanden die ersten Tumult-Songs wie „Chasing Clouds“ und „Hart wie Stein“ die noch heute gespielt werden.

 

 

2012 Wer sind wir und warum funktioniert das?

 

Es wird gepflügt, geschürft, gepflanzt, gekloppt, angeklopft, abgerissen, gescharrt. Mitmenschen, Räumlichkeiten, die Szene, die Vereine, die Musiker, die Anpacker – gesucht, gefunden, verbunden, begeistert, verwöhnt, gekratzt, involviert und bewegt; immerhin steht Ende des Jahres der erste Auftritt auf dem „Nikorock 2012“ an und dafür brauchte es noch wenigstens einen Bassisten.

Ohne es zu wissen kannte Pascal schon den Menschen der als erstes den Bass für Tumult schwingen sollte. Auf dem Musik-Workshop „Born to be Wild“ lernten die Jungs den Ausnahmemusiker Ralf kennen. Ein Meister an Gitarre und am Bass. Ein alter Hase mit Erfolg, der schon vielen guten Jungs und Mädels das Spielen beigebracht hat. Nach dem Workshop vergingen noch 2 Wochen – kein Tag ohne den irrwitzigen Gedanken den Ralf anzusprechen („Zu schön um wahr zu sein.“, „Macht er eh nicht“, „Mit uns Anfängern?!“). Allen Befürchtungen zum Trotz gefiel Ralf was er hörte und er willigte ein, den Bassisten wenigstens für den einen Auftritt zu geben – schon mal ein guter Anfang. Die Arbeit begann.

Man gewann den Bassisten und verlor den Proberaum in Kassel, denn dieser stand wegen Renovierungsarbeiten nicht mehr für‘s Rocken zur Verfügung. Glücklicherweise konnte vorrübergehend auf einen Raum in Melsungen ausgewichen werden. Ein großes Dankeschön geht hierbei an die „Evangelische Jugend Melsungen Stadt“ und Tobias Schopf.

Am 1. März 2013 (die Veranstaltung wurde verschoben) war es soweit: 20 Minuten die Tumult gehörten. 20 Minuten Kontakt zu echten Menschen. 20 Minuten mit tumultigem Spaß und schon damals für Tumult üblicher Lautstärke.

Der Auftritt bereitete Ralf so viel Spaß, dass er fortan als festes Mitglied dabei war.

 

 

2013 Die Message fehlt…

 

Was jetzt noch fehlt, ist auf dem Nikorock umso bewusster geworden: ein Sänger! Wie auch in der Vergangenheit wurde über bestehende Kontakte gesucht aber nicht gefunden. Erst Pascals fast schon unorthodoxe Idee, es doch an einer Schauspielschule zu versuchen, fruchtete. Immerhin haben die Damen und Herren Schauspieler in der Regel eine Gesangsausbildung. Nach ein paar gehörten Kandidaten war klar, wer der Mann für’s Mikrofon werden sollte. Die Wahl fiel auf Sebastian: irgendwo zwischen Layne Staley und Mike Patton schreit und singt er heraus, was ihm in den Sinn kommt.

Bleibt wieder einmal die vermaledeite Proberaumsituation in Kassel: Die Übergangslösung in Melsungen war nämlich nicht von Dauer. So gab es eine lange Zeit, in der jede Gelegenheit genutzt wurde, irgendwie zusammen zu kommen und Musik zu machen. Bis irgendwann der „Klangkeller“ in der Ferne aufpoppte, in dem wir Obdach fanden – zumindest bis zum ersten Rohrbruch. Der und einige andere Umstände zwangen uns zum Umzug. Die nächste Station: Kassels ehemaliges Hallenbad, in einem von der Band liebevoll „Rattenloch“ getauften Proberaum. Zusammen mit den talentierten Jungs von „Cold War Everyday“ wurde gegen Zerfall, Fäulnis, Regen und tropfendenden Decken, Strombrandgefahr AS FUCK, Miete, Verwaltung und zu viel deutscher Bürokratie in den Köpfen gekämpft. Es wurde Renoviert, Elektriken neu verlegt, ja sogar ein Zwischenboden eingebaut. Schlussendlich hat sich aber die Mühe und die Arbeit ausgezahlt, Tumult sind nun das erste Mal vollzählig und arbeiten vorerst im Untergrund eifrig an neuen Songs und wollen raus in die Welt, in eure Köpfe.

 

Sebastians Live-Einstand mit der Band stand bevor: Das COme2Gether Festival, bei dem Tumult vor mehr Regen als Zuschauern spielte… trotzdem ein riesen Spaß. Es folgte das „CrossRockt“: Vor lauter Regen setzte das voll bepackte Auto des Bassisten, welches Band und Equipment transportierte, 2 mal auf und drohte im Schlamm stecken zu bleiben. Doch der Metal-Gott schaffte uns zur Rock-Kirche.

 

 

2014 Man findet ein Zuhause

 

Am Anfang des Jahres flatterte eine Einladung für das am 1.5. stattfindende Casseler Heavy Mai Festival im K19 ins Tumultliche Häuschen. Als Opener für ein Line-Up, das dem Publikum viel Freude bereiten sollte (unter anderem mit Jetlag, Kamikaze Kings und den Jungs von Mesmerized, mit denen Tumult auch noch einige weitere Auftritte bestreiten sollte). Nach erfolgreichem Auftritt, bei strömenden Regen, folgte vor allem für Sebastian ein feucht fröhliches zelebrieren Zitat „Wisst ihr, woran man merkt das ich besoffen bin? Weil ich es euch sage!“ mit diesen Worten und vollgepackt mit Equipment taumelt er in die Nacht … und die Flasche Richtung.

Nicht lange darauf entschied die Band, den Proberaum im Hallenbad zu verlassen: auch wenn er jetzt hergerichtet war, die Mülllage nach Saufgelagen der Mitmieter war in Schieflage. Ein Umzug war der Wunsch und Pascal entschied sich, dem Universum zu vertrauen – einmal falsch abgebogen und in einen zufälligen Laden freundlich nachgefragt: und ein paar Gespräche später durfte Tumult im Reifenkeller auf einem Privatgelände ihr neues Reich Er- und Einrichten. Mit viel Liebe und nochmehr Hilfe wurde das neue Heim Tumults errichtet.

Leider hielt nach dem euphorischen Umzug das Universum auch eine negative Überraschung bereit: aufgrund von Künstlerischen Differenzen trennten sich Tumult und Bassgott Ralf voneinander. Jetzt hieß es, dem Universum nach zu helfen: dank Facebook’s Kasseler Musikergruppen lernte die Band Marcus kennen: einen vor Tatkraft strotzenden Bassisten, der gleich beim ersten Versuch mit den anderen harmonierte. Und das war gut so, denn der Nicorock 2014 verlangte nach Tumult mit Sänger. Noch „schnell“ ein erstes Bandposter erschaffen in einem sich zwischen Genie und Wahnsinn befindlichen Fotoshoot mit Küchenutensilien vor einer alten Matratze und der Rest war Vorfreude und -bereitung. Regnerisch empfing Melsungen die Musiker mit offenen Schirmen: eine super Stimmung und fähige Leute an Licht und Sound machten den Auftritt zu einem idealen Nikolausgeschenk für Tumult.

 

 

2015 Politisch, Privat und noch lang nicht Post Mortem

 

Das Jahr begann fast schon Politisch: „Rock gegen Rassismus“ hieß die Veranstaltung am 21.03. im Olof-Palme-Haus… Tumult nahm trotz Regen die Multikulti-herausforderung: nicht nur, das alle Mitglieder verschiedene Flaggen aufgeschminkt hatten, Marcus und Sebastian machten sämtliche Ansagen auf Spanisch und liesen einen begeisterten Polen in der ersten Reihe mitgrölen. An diesem Tag entstand aus dem Stehgreif „El hímno nacional del Peru en una forma muy, pero muy cortada“.

 

Kurz darauf winkte ein Auftritt mit der Band „Tantrum“ im Panoptikum am 17.4.- eigentlich als Open-Mic-Nacht gedacht, wurde das Publikum von Tumult nach rechts und von Tantrum nach links gebügelt, da blieb kein Platz für andere Einschübe mittendrin, zu gegensätzlich waren die beiden (aus tumultiger Sicht) Hauptacts an diesem regnerischen Abend.

 

Ein Highlight in diesem Jahr: Die Firma, auf deren Gelände Tumult proben durfte, lud ein auf dem firmeninternen Wiesenfest zu spielen. Eine Ehre, gemeinsam mit den Proberraum teilenden, für Musikalische Untermalung sorgen zu dürfen, auch wenn viel Vorbereitung dafür nötig war. Und natürlich herrschte erst mal Unsicherheit, ob der Herzhaft Harte Sound bei der Belegschaft ankommen würde… als nach einem kurzen Regenintermezzo Tumult abends dann auf die Bühne trat, stellte sich heraus, das viele Metalfans unter den Leuten für Megastimmung sorgten.

 

Der letzte Auftritt in dem Jahr war dann die Weihnachtsfeier von Tumult… Marcus hatte neben dem Bass-Spiel auch noch seine Innendekorateur Muskeln spielen lassen… als der Rest der Band den Proberaum betrat, war dieser neu Möbliert mit Bar und Chillout-Bereich, neuie Lichtquellen sorgten für Stimmung und die Gäste konnten mit Glühwein-Mobil im Schneeregen empfangen werden, bevor sie das nun in gastlichem Glanz erstrahlende Heiligtum der Band betraten. Es wurde ein tolles Erlebnis, mit Freunden bei selbstgemachter Speis und reichlich gekauftem Trank rockte man den Abend durch und freute sich aufs nächste Tumult-Jahr.

 

 

2016 Alles ganz schön neu

 

Das Jahr begann mit einem neuen Bandmitglied: Nach erfolgreichem mitrocken bei der 2015er Weihnachtsfeier entschied sich Markus (diesmal mit K) zukünftig den Roadie für die Band zu geben. Was sich dadurch änderte? So ziemlich alles, denn dieser Roadie löste Probleme, bevor Tumult sie überhaupt realisierte und das Comfort-Level erreichte über 9000!

Als Marcus (also der Bassist mit c) sich leider entscheidet, künstlerisch andere Wege zu gehen und logischerweis all die Einrichtung die er zu Verfügung gestellt hat mitnimmt, bastelt Qualitätsfan Markus (mit K) eine neue.

 

Im März wurde erneut ein neuer Kandidat für den Bass gehört. Sascha ist sein Name und nach wenigen Proben ist man sich einig, dass es zusammen weitergehen kann. Für den Auftritt am „Open-Dibo 2016“ gibt es noch viel Arbeit. Immerhin muss ein 30 Minuten-Programm stehen und der Auftritt ist bereits zwei Monate später im Juni.

Die Arbeit hat sich ausgezahlt und Sascha hat sein Tumult-Debut trotz regnerischem Wetter bestanden.

Nur wenige Monate später sollte auch in Saschas Lieblingslocation ein Auftritt gegeben werden: Das Exil Göttingen hat sein letztes „Helden von Heute“ vor dem Umzug in eine neue Location gegeben, bei dem Tumult erstmals über die regnerischen Landesgrenzen hinweg in Göttingen zeigen konnten, was Tumult bedeutet.

Im September meldeten sich die Jungs von Mesmerized erneut: Im K19 sollte Tumult als Opener für die Cd-Release Party dieser Band auftreten. Regnerisches Wetter konnte dank Indoor zwar ignoriert werden, aber das Orgachaos sorgte dafür, dass Tumult zum ersten Mal spontan während des Auftritts die umsichtig geplante Setlist über den Haufen warf und spontan abrockte, wonach es ihre Musikerherzen verlangte… dem Publikum gefiels.

 

 

2017 Wer rastet der rocket \m/

 

Es sollte ein ruhiges, relaxt kreatives Jahr für die Band werden. Man begann mit der Feinarbeit an „Phantomschmerz“, damals unter anderem Arbeitstitel, und betrachtete bei Fertigstellung mit entsetzter Begeisterung die Länge des Songs von knapp acht Minuten. Es sollte Tumults liebste Antikriegshymne werden, untypischerweise eine gefühlvoll langsame Ballade mit langen, nachdenklichen Instrumentalpassagen.

Doch im Hintergrund komponierten Gitarrist und Drummer schon den nächsten Kracher: ein Lied über verbale Gewalt sollte es werden. Als Sebastian den fertigen Backing-Track zum ersten Mal hörte war die Unsicherheit der vokalen Befüllung zwar erst groß aber ein paar Tage und Bier später war „Silvertongue“ im Proberaum in voller Lautstärke zu hören.

Nun tauchte der als Arbeitstitel sogenannte „E-Song“ auf… Karsten präsentierte den Riff und da horchte die Band kollektiv auf. Jeder hatte sofort eine Idee für einen weiteren Teil, den man noch dazu packen könnte. Eine derzeitige Sinnkrise des Sängers inspirierte zum Thema, außerdem sollte es ein Dialog werden. All diese Ideen und Teile fügte man in Kleinstarbeit zusammen und „Answer“ war geboren. Mit begeisterten Entsetzen stoppte Tumult die Zeit für den Song auf fast 10 Minuten.

Noch während dem komponieren an „Answer“ ergab sich eines Nachmittags eine Mischung aus einem wegen seinem Vermieter völlig angepissten Sänger und Karstens Spiellust eines von ihm „Blut im Alkohol“ getauften altem Riff… der Text war innerhalb von einer Minute fertig, innerhalb einer weiteren bekam der gesamte Song ein Outro verpasst… und 120 Sekunden später war „Time to fuck you up“ geboren… mit besetzter Entgeisterung stellte man die im Vergleich zu „Answer“ minimale Kürze fest… keine drei Minuten.

Im November hatte Tumult die Ehre eine Art Abschluss für einen Jugend-Gottesdienst in einer Melsunger Kirche zu liefern. Nur ein Song sollte es sein und da das Thema „Frieden“ und „Solidarität“ den Abend beherrschte, wurde „Phantomschmerz“ gespielt… wohl gemerkt damals noch ohne offiziellen Titel, weshalb die Band das Publikum bat, nach dem Auftritt Vorschläge zu liefern. Die einzigartige Atmosphäre an diesem Abend sorgte für pure Gänsehaut.

Das Jahr sollte mit einer letzten Weihnachtsfeier für Tumult enden. Das Buffet war so groß wie vorher nie und die anwesenden Freunde und Fans bekamen auch ein kleines „Songbook“ in die Hand um die bierseelig vernuschelten Texte von Sebastian mitzulesen und zu -grölen.

 

 

2018 Dunkle Zeiten – (langsam wird’s Routine)

 

Wie schon viel zu oft vorher, ist der Teufel ein Eichhörnchen. Anfang des Jahres kam die bittere Botschaft, dass der Proberaum über die Maßen teuer wird und daher kein Platz mehr für uns dort ist.

Wir hätten es schon stämmen können, nur wäre der Ort schlicht nicht mehr der Selbe gewesen. Ein Künstlerraum ist ein geschützer Space keine „Melkstation“.

Also werden an nur 3 Wochenenden alle Einbauten entfernt und auf den Schrottplatz gefahren. (Tonstudio, Lounge, das komplette Materiallager). Als wir ausgezogen waren, war es wieder nur das große hallende Kellergewölbe, aber in sauber und geleckt.

Die Stadtreiniger auf der Deponie kannten uns beim Namen. Wir besorgten ihnen Kaffebohnen vom Feinsten und mit einem Grinsen auf dem Gesicht wurde uns erlaubt die Massen an Matratzen und Holz zu entsorgen.

Leider hat sich in der kurzen Zeit keine neue Bleibe gefunden. Das sollte sich auch bis zum Herbst nicht ändern. Ein heißer entbehrlicher Sommer stand der Band bevor. Die Suche nach dem Dach. Ein schattiges Plätzchen. Nichts da. Zähne putzen, pullern, und ab in’s Bett. (Fremdzitat).

Zu erwähnen: Auf der Webseite fingen wir etwa ab hier an Blogposts zu veröffentlichen. Das heißt ihr könnt uns ab diesem Zeitpunkt mit Livenachrichten mitlesen.

 

Wer hätte das gedacht!? Es ist Herbst. Noch immer bummst die Sonne hart. Es scheint, als würde die Botanik gerade genau das durchmachen wie wir. Doch dann die Idee. Pascal hatte da mal jemanden angerufen der ihm einen Proberaum zum horrenden Preis anbot. Darauf Pascal: Nein, vergiss es.

Im Herbst kam uns die Idee, nun genau diesen Kontakt wieder zu erneuern, um ihm ein Angebot zu machen, das er nicht ausschlagen kann. Fortan besorgten Tumult dem Mann mit dem Bandhaus Mieter für sein leeres Objekt, zogen über los, und mussten für einen kleinen kuscheligen Raum im Gegenzug nur eine geringe Miete zahlen. So wird ein Schuh daraus! Ditt iss TUMULT wa!

 

Heute sieht’s ganz jut aus! Die Tumult-Jungs haben sich fürstlich in einem Miniproberaum eingerichtet, und können wieder Dängeln. Halleluja! Zu danken hatten sie vor Allem ihrem treuen Gefährten Markus, seines Zeichens Roadie.